Literatur für Schlaumeier
Lesen, um schlauer zu werden
12.05.2021 57 min
Zusammenfassung & Show Notes
Man kann lesen, um sich zu unterhalten oder um schlauer zu werden. Die Psycho und der Geek sprechen über Fachliteratur, Ratgeber, Hörbücher von Hostage Negotiators und studentischen Unternehmensberatungen. Auch Wikipedia spielt eine tragende Rolle in der mal wieder etwas seriöseren Folge.
- Die Psycho hat zuletzt Dienstleitung 4.0 gelesen.
- Der Geek hat zuletzt The Hardstyle Kettlebell Challenge gelesen.
- Das Milgram-Experiment ist eines der bekanntesten Experimente der Sozialpsychologie.
- Die Anleitung zur Gehässigkeit erschien 2014 rund um die Wulf-Affäre.
- Dr. Gulia Enders steckt hinter dem Bestseller Darm mit Charm.
- Am Arsch vorbei geht auch ein Weg hat sogar eine offizielle Fan-Page im Internet.
- Das Buch vom Geek heißt Meteor in Action ist bereits 2015 erschienen und in Technik-Jahren ist es quasi aus der Steinzeit.
Transkript
20 Dinge, die sie noch nicht über Literatur wussten.
Bei Nummer 13 habe ich geweint.
Folge 6 – Let's get down to business
In der sechsten Folge sprechen wir über Literatur.
Doch zunächst die Gretchen-Frage.
Woher ist das?
Faust.
Nicht schlecht.
Entschuldige.
Ich habe ein gutes deutsches Abitur gemacht.
Da werde ich wohl mein Faust gelesen haben.
Ich habe Deutsch abgewählt.
Ich hatte ein LK.
Das ging damals noch.
Surprising reveal.
Alle denken, der Geek ist ein Techniker.
Aber ich habe ja Germanistik studiert.
Ja, surprise.
Surprise, aber Faust nie gelesen.
Nein?
Nein, ich habe Deutsch abgewählt.
Wie kann man Deutsch abwählen?
Weil man den Lehrer merkwürdig findet.
Achso, nein, ich meine rein technisch.
Das geht gar nicht mehr jetzt, ne?
Ja, es gab eine Zeit, eine bessere Zeit in Deutschland.
Da konnte man Fächer abwählen, die gestört haben.
Und dazu gehörte Deutsch.
Ah, verstehe.
Ja, ich habe mich zu der Zeit sehr schwer getan,
damit zu erraten, was Goethe sich so gedacht hat.
Lüchern.
Das brauche ich nicht.
Man muss ja nicht erraten, was er sich gedacht hat.
Man muss einfach jedes einzelne Wort
komplett überinterpretieren.
Dann bist du so auf dem Level,
was man braucht, um gute Noten zu bekommen.
Guck mal, deswegen bin ich ja
nicht als Germanist ein Literaturwissenschaftler geworden,
sondern ich bin ein Sprachwissenschaftler.
Sprachwissenschaftler
können sich solche Häuser
ja heutzutage gar nicht mehr leisten.
Justus Jonas.
Deswegen sprechen wir heute auch nicht über
Bücher, die man zum Spaß liest,
sondern heute sprechen wir über Bücher, die man
liest, um schlauer zu werden.
Weil niemand liest ja Goethes Faust,
weil er sagt, hinterher weiß ich
so viel, sondern eigentlich liest man
es dafür, weil man sagt, der schreibt aber schön.
Es ist nett, das zu lesen.
Das wäre mal interessant zu erfahren,
ob es irgendjemanden auf der Welt gibt,
der das freiwillig gelesen hat.
Mit Sicherheit.
Ja, aber irgendwer in unserem
Dunstkreis, der das freiwillig gelesen hat.
Ich kenne es jetzt aus der Schule
und habe das dann auch
gelesen und mir noch mal
als Theaterstück und so
alles angesehen, aber
ich würde im Leben nicht auf die Idee kommen,
das noch mal freiwillig zu machen.
Vielleicht ist das eine Chance für den ersten Leserbrief.
Bitte gerne.
Schreibt uns, sagt uns, ob ihr
Goethes Faust oder irgendwas von Goethe freiwillig
gelesen habt, außerhalb der Schule.
Ja, bitte gerne. Das interessiert mich.
Damit hätten wir
Fausts Kirchenfrage aber. Lesen zum
schlauer werden oder lesen zum unterhalten
werden? Heute geht es um schlauer werden.
Was war denn
das letzte Buch, was du gelesen hast, um schlauer zu werden?
Dienstleistung 4.0.
Geschäftsmodelle,
Transformation und
bla bla bla.
Das klingt spannend.
Ja.
Es ist
tatsächlich auch ein komplettes Buch.
Ich habe mir
ein Herausgeberwerk, ich habe mir da zwei,
drei Kapitel quer
gelesen. Ich muss gestehen,
Literatur zum schlauer werden
lese ich nicht mehr
so, wie man früher Dinge
gelesen hat, auch im Studium, auch wenn ich
mir jetzt Studien... Im Studium war das bei uns
mehr so, das ist der Leseauftrag zur
nächsten Woche. Hat es jemand gelesen?
Nein.
Nein, da war ich schon fleißiger.
Ich lese ja auch ganz gern so Studien.
Ich lese sie nur jetzt mittlerweile auch
echt anders und entspannter.
Das macht es natürlich auch einfach
netter und lohnender, die Dinge
zu lesen.
Was ich mich im Studium
nicht so richtig getraut habe,
Abstract lesen und
Zusammenfassung und noch einmal in die Methode
gucken, was ja vollkommen ausreicht,
das habe ich mich halt nicht getraut.
Ja, sehr gewissenhaft und
sehr fleißig und habe die Dinge halt wirklich
auch immer so gelesen, als müsste
ich ein Referat darüber halten,
was echt anstrengend ist
mitunter, weil, wie wir alle wissen,
ist natürlich auch nicht jede Studie gut.
Wie wir alle wissen.
Ja, und gerade so
fachchinesisch
dann, wenn
es so ein bisschen außerhalb der eigenen
Komfortzone lag, ist es halt auch echt
anstrengend und schwer. Und
am Beginn des Studiums war es für mich
auch schwer, die englischen
Studien alle zu lesen und zu verstehen.
Da habe ich mich echt reingefuchst.
Aber jetzt
mittlerweile lese ich es halt klassisch.
Also ich habe ja noch die
Zeitschrift für Arbeits- und
Organisationspsychologie relativ lange im
Aber diese Dienstleistung 4.0, das klingt jetzt
nicht nach einem Studienmaterial.
Das ist ja vermutlich
ein Fleece-Text.
So macht man das?
Das ist, ich glaube,
sogar ein Springer-
Herausgeberwerk. Also da haben verschiedene
Leute über verschiedene
Arten der Dienstleistungen und wie man
die jetzt digitalisiert,
beziehungsweise wie sich Geschäftsmodelle ändern
in ihrer Branche gerade
und wie
Wertschöpfungsbeiträge
von Dienstleistungen im digitalen
Zeitalter aussehen können, haben
sich damit beschäftigt.
Teilweise eben auch sehr theoretisch
in der Branche.
Ein, zwei Beispiele
aus der Automobilbranche,
aus der Reisebranche
war was mit dabei. Aber wie gesagt,
die habe ich auch echt überflogen.
Mir ging es so ein bisschen um
die Kapiteltransformation
und Geschäftsmodelle
und ja, Kundennähe.
Also auch eine Customer Journey
in digitalen
Dienstleistungen. Das war ganz interessant,
aber jetzt auch nicht irgendwie
absolut. Also ich
bin jetzt nicht mit der absoluten Erleuchtung
da rausgegangen.
Aber das war das letzte Fachbuch
oder auch Fachartikel,
die ich in der Hand hatte.
Okay, also das war das, was ich hatte.
Was hast du denn zuletzt gelesen?
Ich? Also Fach
hier,
Fachliteratur
zum Schlauerwerden, das war's.
Zum Schlauerwerden habe ich
was gelesen zuletzt, was nicht mit
dem Schlauerwerden zu tun hatte, sondern was ich
persönlich zum Schlauerwerden nehmen wollte.
Sportfachliteratur.
Ah ja, ach ja, ich weiß sogar was.
Weißt du welches? Ja.
Kettlebells für Fortgeschrittene oder
irgendwie sowas. Irgendwas mit Kettlebells, genau.
Von einem amerikanischen Trainer, der
über die Theorie, wie man
Trainingspläne aufstellt,
geschrieben hat und wie man sie machen kann
und welche Übungen man da reinmacht und wie man sie periodisiert
und all solche Dinge. Und ich muss
zugeben, es war ein bisschen
mehr als ich intellektuell vertragen habe.
Vielleicht hätte ich Sportwissenschaften
studieren sollen, um das wirklich zu verstehen.
Es war tatsächlich fortgeschritten.
Nichtsdestotrotz war es ein amerikanisches Buch.
Die sind immer ein bisschen zugänglicher, finde ich.
Gerade amerikanische Autoren,
die Ratgeber und Sachbücher schreiben,
schreiben immer sehr anekdotenhaft. Es wird immer
wahnsinnig viel erzählt. Und dann habe ich
diesen Sportler trainiert,
dann habe ich jenes gemacht. Aber dennoch
ein mega gutes Buch von Dan John.
Er ist ein Krafttrainer.
Krafttrainer?
Ein Kraftmensch?
Bleiben wir heute in den drei Fragen.
Ich wollte sagen, Kahn der Kraftmensch.
Wie hieß Kahn der Kraftmensch
original nochmal?
Paul Harkney.
Paul Harkney, genau.
Paul Harkney.
Dieses Dan-John-Buch gelesen, um schlauer zu werden,
hat tatsächlich auch ein bisschen was gebracht.
Ein bisschen Inspiration, wie man Training gestalten kann.
Aber das Schöne daran war,
es war auch nicht so ein ewig langes.
Die meisten Fachbücher, die ich so kenne,
zeichnen sich ja nicht dadurch aus,
dass sie möglichst auf den Punkt kommen und dann einmal sagen,
ich habe es geschafft, innerhalb von 30 Seiten
dir klarzumachen, was ich hier will.
Deswegen mag ich so Anthologien.
Was du da beschreibst mit dem Dienstleistungsding,
da hat halt jeder seinen Artikel geschrieben und das ist gut.
Aber bei Sach-, Fach-,
Ratgeberliteratur hat man häufig
das Gefühl, du hast einen guten Gedanken,
du hast vielleicht zwei gute Gedanken,
aber du hast ganz schön viele Seiten.
Und die müssen nicht alle voll werden.
Du kannst nicht alle 50 Seiten voll werden.
Ja, das finde ich auch anstrengend.
Aber wie du sagst, die amerikanische Literatur
oder eben insgesamt die englischsprachige Literatur,
wenn man es halt einmal geschafft hat,
sich die Sprache anzueignen,
die es dafür braucht,
also auch in der Fachrichtung dann,
wenn man eben nicht ständig darüber stolpert,
dass man irgendwelche Vokabeln nicht kennt,
lese ich die auch sehr viel lieber
jetzt mittlerweile,
weil die im Endeffekt
viel einfacher geschrieben sind.
Also auch deutsche,
deutsch veröffentlichte Studien,
die schwurbeln
sprachlich schon teilweise
auch auf ein Niveau.
Ja, so ein bisschen Autorität erzeugen
durch komplizierte Vokabeln,
dass man zeigen kann, ich weiß ein bisschen was.
Oder reden wie Justus Jonas.
Ja, da hilft halt auch mittlerweile
natürlich das,
dass man entspannter damit umgehen kann
und die jetzt liest,
weil einen die Quintessenz interessiert
darüber geprüft wird noch oder so.
Insgesamt, also
aber ist ja so oft,
wenn man es nicht mehr muss,
sind Sachen halt sehr viel gewinnbringender
als vorher.
Dann sind wir wieder beim Goethe.
Wenn du den Goethe nicht lesen willst,
dann kannst du den vielleicht genießen.
Ich weiß nicht, ob man den Goethe genießen kann.
Wie gesagt, ist der Leserbrief, der uns bitte erreicht.
Ja, ich definitiv nicht.
Da habe ich keine Freude dran
an dieser ganzen
Literatur.
Da bin ich kein großer Fan von.
Aber
eben diese Studien
oder wissenschaftliche Artikel
und so, wenn man einfach mit der Leichtigkeit
da dran gehen kann,
mich interessiert, was dabei rausgekommen ist.
Und wenn ich das seltsam
oder hanebüchen finde, gehe ich noch mal
stärker rein.
Wie haben sie es denn gemacht?
Was ist die Stichprobe? Was ist die Methode?
Wie ist das ausgewertet worden?
Ansonsten bin ich
immer nach dem Prinzip
eigene Meinung
bestätigende Informationsaufnahme.
Wenn das zu meinem Weltbild passt,
hinterfrage ich das auch gar nicht so großartig.
Ach, fein, eine Studie hat
herausgefunden das.
Das stimmt, was ich denke.
Ja, aber mit so einer Leichtigkeit
da dran gehen zu können, das ist jetzt wirklich nur
für mein eigenes Interesse,
macht dann tatsächlich auch sehr viel mehr Freude daran.
Während meines Studiums hätte ich halt nicht gedacht,
dass ich später mal freiwillig Studien
lese, weil
mit diesem Zwang funktioniert
das nicht so gut, dass man da Freude dran hat.
Ich zumindest nicht. Ich war dann zu sehr
darauf bedacht, das auch alles richtig genau
zu verstehen. Da stand ich mir
vielleicht auch selber im Weg, keine Ahnung.
Wenn man nicht mehr unterscheiden kann, was ist
die Quintessenz, die ich rausziehen muss, weil du nicht
selber den Auftrag formuliert hast. Du liest es nicht,
weil du selber irgendwas da rausziehen willst, sondern
du liest es, weil ein Prof dir sagt,
kümmere dich mal darum, für das Seminar irgendwas
aufzubereiten, eben der Referatsgedanke
oder dergleichen. Und ab dem Moment,
wo du selber eine Fragestellung formulieren kannst,
du sagst, warum lese ich das jetzt eigentlich?
Das ist eigentlich der Moment, wo es interessant wird,
weil dann weißt du halt, was du weglässt. Dann bist du nicht mehr
in diesem, ich lese es von Seite 1 bis
zur letzten Seite, wie ich eben ein Krimi lesen
würde, sondern ich lese es so, dass ich mir
überlege, wo steht für mich das Relevante drin
und wenn ich dann feststelle, ich habe auf Seite 300
vorgeschlagen und da ist irgendwas,
was sich darauf bezieht, was in Kapitel 2 war, dann
lese ich halt nochmal zurück. Aber im Falle
1 bin ich auf Seite 300 und denke mir, okay,
das ist halt das Wesentliche, was ich erfassen will.
Genau und ich weiß halt,
wofür einerseits, a, worüber
will ich schlauer werden, aber auch
für welche Praxisprobleme
suche ich denn hier gerade was
oder Fragestellungen
oder auch meinetwegen Bestätigungen
oder so.
Das kommt ja auch noch dazu.
Die Sachen, die mich schon immer
total interessiert haben,
sind diese ganzen
psychologischen Studien.
Das war auch im Studium schon so.
Wo man so implizit Kinder gegeneinander kämpfen lässt.
Man gibt denen einfach irgendeinen Auftrag.
Oder auch
Milgram, das ist
diese Versuchsanordnung.
Das ist der Film mit Moritz Bleibtreu, ne?
Nein, das ist Stanford Prison.
Milgram ist der, der
die Stromstöße verteilen lässt.
Mit den Linien, die falsch lang waren.
Ja, nein, das ist Ashford.
Das ist noch was anderes. Meine Güte.
Irgendwann treffen wir uns.
Nein, das Milgram-Experiment ist
ein ganz, ganz klassisches sozialpsychologisches Experiment.
Da gab es die Versuchspersonen.
Die wurden halt in so einen Raum
gesetzt und denen wurde gesagt,
du hörst jetzt jemand anders zu,
der Aufgaben löst.
Und immer, wenn der was falsch gesagt hat,
musst du dem Stromschlag geben.
Wie in der Simpsons-Folge.
Das kann sein.
Nein, die haben da keine Aufgaben gelöst.
Die haben einfach nur, Lisa, benehmt euch.
Die haben Aufgaben gelöst und immer, wenn was falsch war,
musste die Versuchsperson
den eigentlichen Stromschlag verteilen.
Der wurde wiederum gesagt,
der andere ist die Versuchsperson, der die Aufgaben löst.
Das stimmt aber nicht.
Und dann haben die halt so variiert.
Stand ein Professor daneben
mit einem Kittel und einer Brille
oder nur die Assistentin
oder gar niemand.
War das das, wo die Schauspieler so getan haben,
als würden sie Stromschläge kriegen, aber die haben keine bekommen?
Nein, weil
eine Variation ist halt auch,
irgendwann konnte man die mal sehen.
Dann hat halt ein Schauspieler so getan.
Aber die meiste Zeit
konnten die auch die Leute nicht sehen,
die die Stromschläge gekriegt haben.
Und dann wurde auch noch variiert,
können die die Schmerzschreie hören
oder können die gar nichts hören.
Das Erschreckende daran ist halt,
sehr, sehr viele Menschen
haben sehr, sehr tödliche
Stromschläge verteilt
in dieser Versuchsanordnung.
Mir wurde ja gesagt, ich soll das machen.
Vor allem in der Versuchsanordnung
eine
Autoritätsperson hat mir gesagt,
ich soll das tun und steht noch daneben
und pusht auch so ein bisschen.
Naja, sie müssen jetzt aber.
Und dann haben die da echt
vermeintlich Leute gekillt.
Also Stromstöße bis 1000 Volt,
gar kein Problem, machen wir.
Und du denkst dir,
schon mal von der Steckdose gehört,
das ist um.
Ja, das waren die goldenen 60er.
Und das Schwierige daran jetzt
im Nachhinein ist halt,
also A,
sind das Ergebnisse,
die total spannend sind.
Was passiert mit Menschen,
wenn die dann auch eben
so Autoritätsaufträge bekommen.
Das war jetzt natürlich alles
nach den ganzen Naziverbrechen
nochmal eine Einsicht.
Aber natürlich auch eine sehr schreckliche Einsicht
für die Leute, wenn du einfach
hinterher ins Gericht gehen musst und sagen musst,
uh, wenn mich da einer
antreibt und tritzt,
knicke ich ein und bringe Leute um.
Wissentlich oder unwissentlich.
Oder erstmal auch so gegen
so eine eigentlich erste, ich höre schon,
die haben Schmerzen, ich möchte nicht mehr.
Und blöderweise hat sich keiner
im Nachhinein um diese Milgram-Leute
gekümmert. Und das ist jetzt halt
wiederum spannend, sich mal anzugucken,
wie die kaputt gegangen sind.
Die hatten quasi Gewissensbisse und haben sich gedacht,
ich habe mich überteilt und ich war unreflektiert
und habe einfach bestraft.
Genau. Alles in allem
sehr spannend. Wäre auch wirklich
was gewesen, ach, was wäre ich gerne, Sozialpsychologin
in den 60ern gewesen.
Hätte viel veröffentlicht und schwierige Vokabeln verwendet.
Ja.
Aber jetzt, scheiß Ethikrat,
nee.
Seit den 60ern ist ja viel Zeit vergangen und
ich weiß gar nicht, vermutlich gab es in den 60ern
weniger Ratgeberliteratur.
Es gibt ja gerne mal den einen oder anderen Film,
wo dann so,
oder anders gesagt,
vermutlich gab es in den 60ern ja auch
eher weniger Ratgeberliteratur.
Ich habe so ein bisschen das Gefühl,
heute ist es voll mit Ratgeberliteratur.
Du hast nicht mehr die Briefkastentante,
der du schreibst, sondern jeder
Buchladen, alle haben irgendeine Art von Ratgeberliteratur
zu jedem Thema. Ich wollte gerade sagen,
so viel kann es gar nicht gegeben haben.
Und Selbstoptimierung ist ja hier das Gebot der Stunde.
Entweder sei nicht so fett, sei nicht
so dünn, sei stärker,
sei ein bisschen gelassener, räu ein bisschen
besser auf, koch besseres Essen.
Finde zu dir selbst,
egal was das jetzt bedeuten mag.
So ein schönes Dabbelbein, sei spontan.
50 Möglichkeiten,
spontan zu sein.
Ich habe letztens
bei irgendwem, ich glaube
bei, ja, so viel kann ja sein,
bei einer Kollegin,
keine Kollegin in meinem direkten Umfeld,
aber bei uns in der Firma,
habe ich auf dem Tisch das Buch liegen sehen.
Also es ist auch schon was her, weil wir waren ja
sehr lange nicht im Büro jetzt, aber es
lag da ein Buch und das hieß
Am Arsch vorbei
geht auch ein Weg oder sowas.
Und das war der Ratgeber
für Gelassenheit im Arbeitsalltag,
wo ich auch dachte,
hm, kann man
besitzen und vor allem auf der Arbeit
rumliegen haben?
Kann man auch ein Statement machen.
Genau, kann man auch was mitsagen.
Das widerspricht jetzt dieser These,
dass wir gesagt haben, die deutsche Literatur,
die deutsche Fachbuchliteratur
würde eher schwierige Sprache benennen.
Das ist doch keine Fachbuchliteratur.
Da gibt es diese neue Kategorie eben
Ratgeberliteratur und Ratgeberliteratur ist,
obwohl das Sach- und Fachbücher sind,
wo willst du das einordnen unter Fiction,
das ist definitiv
auch eine Art Fachbuch.
Nur ist es halt dieses Seicht,
das ist vom populärwissenschaftlichen Links
abgebogen.
Allein die Tatsache, dass Daniela Katzenberger
und Mario Barth solche Bücher veröffentlichen,
ist ja so.
Und dergleichen.
Es sträubt mich doch sehr,
da jetzt zu sagen,
das sind Fachbücher, die einen schlauer machen.
Andererseits,
vielleicht ist das jetzt auch hier wieder vom Hohen Ross
unserer kleinen Akademiker-Bubble heruntergesprochen,
vielleicht macht das ja irgendwen schlauer,
wenn er liest,
wie Frau Katzenberger irgendwelche
Intoxikationen meistert.
Das mag ja durchaus sein.
Aber ich will da jetzt enttitelt sein
und sagen, nein, das ist,
nee.
Das erinnert mich an das eine Mal,
ich muss jetzt die Privatsphäre warnen,
ein Freund von mir hat unter einem
Pseudonym ein Buch geschrieben,
Anleitung zur Gehässigkeit.
Auch so eine
persönliche Ratgeberliteratur,
weil es ihn so angekotzt hat, dass die Leute alle
so negativ waren und so
radenfroh und immer sehen wollten,
wie bestimmte Leute scheitern.
Das war, ich glaube, in irgendeinem Jahr, wo wahnsinnig viele
Rücktritte waren, wo Leute gesagt haben,
ich bin jetzt nicht mehr Politiker,
ich gehe jetzt aus der Entertainment-Branche raus,
weil ich etwas Falsches gesagt habe.
Und diese Reaktionen, die medialen Reaktionen,
die es dann darauf gab, die hat er in diesem
Buch verarbeitet, das ist jetzt nicht das dickste Buch der Welt,
das ist mir sehr sympathisch, aber das hat er dann
auch unter einem Pseudonym veröffentlicht und gesagt,
ich habe jetzt hier ein Buch geschrieben, Anleitung zur Gehässigkeit,
Leute, das geht so gar nicht.
Steht im Regal, kann ich es dir nachher mal geben.
Im Wesentlichen
setzt er sich einfach nur damit auseinander,
wie genüsslich
Leute, also normale
Menschen, die eben diese Medien
rezipieren, diesen Schwall
aufgreifen, Menschen öffentlich zu
demontieren. Also wenn jetzt zum Beispiel
ein berühmter
Politiker irgendwas gemacht hat,
irgendeine Art von Verfehlung, die machen ja häufiger mal die ein oder andere.
Maskenaffäre zum Beispiel.
Maskenaffäre. Und dann
da genüsslich reinzuschlagen
und bildzeitungsartig das auszukosten
und den Menschen einfach komplett
fertig zu machen, weil er hat es ja verdient,
der ist ja moralisch nicht in Ordnung gewesen. Und dieses Entrüsten,
was man dann da macht, und es verstärkt sich.
Also das, was du im Internet als Shitstorm siehst.
Dieses Phänomen Shitstorm
gibt es ja auch in der 50-plus-Generation.
Die sind nur nicht ganz so
organisiert und nicht ganz so schnelllebig mit ihren Shitstorms.
Guck dir die Kachelmann-Thematik an und was es da alles
gab schon. Ich bin ja durchaus
damit einverstanden, dass man sich
konzentriert über solche Dinge.
Also ich kann mich jetzt nicht ganz davon
freimachen, dass ich bei diesem Maskenheini
nicht auch ordentlich
draufgeschlagen habe und es auch immer noch
tue. Aus Gründen.
Es geht ja auch nicht darum, zu sagen
soll man gar nicht machen.
Es geht halt um dieses
wir reiten die Empörungswelle und
weil es einfach sehr schön ist, mit den Heugabeln durch die
Gegend zu gehen, laufen wir ein bisschen weiter, als man eigentlich gehen sollte.
Ach so, ah ok. Brennende Fackeln und so weiter.
Brennende Fackeln. Ah ok. Nein, das mach ich nicht.
Wenn jemand wirklich Grenzen überschreitet
und nicht zur Rechenschaft gezogen wird,
dann ist es aus meiner Sicht immer noch wichtig
einen Finger drauf zu halten. Wenn da Jens Spahn
ein Abendessen macht mit hochrangigen Leuten,
wo er nicht offenlegt, wer war das denn eigentlich, für wen er da
20.000 Euro für ein Abendessen ausgegeben hat,
dann ist das etwas, da darf man gerne immer noch mal
drauf hinweisen und sagen, das ist immer noch nicht
offengelegt. Das ist nicht das
Fackeln- und Feuersyndrom,
was er da beschrieben hat in seinem Buch.
Soviel zu dieser ganzen
Ratgeberthematik.
Ratgeberbücher irgendwie.
Wie sind wir bei den Ratgebern
abgewogen? Wir hatten gesagt, dass sie
seicht sind.
Plötzlich sind hier Ratgeber
aufgetaucht. Keine Ahnung.
Das möchte ich nicht auf meine Karte
schreiben. Das müssen wir nachher noch mal nachhören.
Aber ich glaube, aus irgendeinem Grund hast
du die in den Ring geworfen.
Aber warum, weiß ich nicht mehr.
Ich habe gerade noch überlegt,
ob ich mal irgendwie so Ratgeberzeugs
im klassischen Sinne überhaupt gelesen
habe. Und ja,
habe ich. Eins hieß
irgendwie das Arroganzprinzip.
Da ging es darum,
dass Frauen in der Arbeitswelt
sich mal so ein bisschen, wie die
sich besser behaupten können.
Das war ganz interessant,
aber auch irgendwie seltsam,
weil du hast halt so viel Kram,
wo du dir denkst, ja,
nee.
Also auch so, sprechen sie mit fester Stimme
und stellen sie sich irgendwie,
gehen sie nicht zu
mädchenhaft und hampeln sie
nicht rum, wenn sie sitzen und so ein Kram.
Das ist ja ein Klassiker für mein Beispiel mit
eigentlich hast du eine 12-Punkte-Liste
und daraus machst du mal ein Buch.
Aber da waren halt auch so Sachen drin.
Also jetzt kommt aber mal, Leute.
Jetzt bin ich
da nicht gut genug vorbereitet.
Vielleicht können wir das in die Shownotes nehmen.
Das war an ein, zwei Stellen, wo ich auch
dachte, okay, da kann ich was lernen,
wie man dann auch körperlich
so Grenzen setzt und so,
um halt diese ganze,
also um das mal aufzulösen vielleicht.
Ich bin ja jetzt von der
Statur und von der Körpergröße
nicht die besonders...
Keine Walküre.
Es gibt halt so
Herrenrunden, möchte ich sagen,
wo man da schon mal so ein bisschen als
kleines Blondie irgendwie
abgestempelt wurde. Das ist übrigens mit
meiner Promotion fast verschwunden.
Vorher war es ein bisschen schwieriger,
die nette, kleine.
Und da einfach so ein paar Sachen
zu kennen. Also wie gehst du damit um,
wenn dir da wieder irgendein
alter, weißer Herr
am liebsten den Kopf tätscheln möchte?
Wie setzt man da auch die ganze...
Wie reagiert man da drauf auf so ein komisches,
seltsam, väterlich
abwertendes Schulterklopfen und so?
Das war ganz cool.
Aber ein paar Sachen waren auch einfach drüber.
So nach dem Motto
kichern sie nicht oder so.
Das war...
Männer dürfen das.
Genau, Männer dürfen auch mal kichern.
Und das andere war
dieses, das ist aber schon ewig
her, dieses Endlich-Nichtraucher-
Buch.
Damit hat es ja begonnen.
Damit hat es begonnen, ja. Damit habe ich
nicht aufgehört zu rauchen, möchte ich mal direkt sagen.
Ich bin ja jetzt Gott sei Dank schon sehr, sehr
lange von diesem Laster befreit, aber
dieses Buch war nicht der Auslöser.
Ich habe es später ohne
dieses Buch geschafft.
Ich habe sehr viel Ratgeberliteratur
nicht gelesen, weil ich es
nicht ertragen habe, aber über Audible.
Ich hatte sogar mal ein Abo von Blinkist.
Blinkist ist ja wunderbar.
So eine App, eine Webseite,
ein ganzes Unternehmen. Und was die tun,
die kondensieren
Klassiker, Bestseller,
auch Ratgeberliteratur auf 15 Minuten.
Du kriegst quasi alle Bücher
in 15 Minuten vorgelesen mit den
Kernaussagen davon. Es gibt auch nochmal
Bücher geschrieben als Texte. Auch den Faust?
Nee, das geht doch hier um
Dinge, die du liest, um was zu lernen.
Ich dachte, wir hätten Tipps für Abiturienten.
Ist das hier Kindlers Literaturlexikon?
Ja, damit habe ich zwei Klausuren übrigens
überstanden, aber das nur am Rande.
Wenn es Englisch wird, die Cliffnotes und dann hast du alles,
was du für das Abitur brauchst. So, aber zurück zu Blinkist.
Aber bei Blinkist hast du ja in 15 Minuten
wird dir halt der Ratgeber erzählt.
Ist natürlich überhaupt nicht so richtig nachhaltig,
weil es rauscht ja links rein, rechts raus, aus dem Ohr
wieder. Und so richtig was merkt man
sich davon nicht. Vielleicht liegt es auch an meinem eigenen
Lerntyp. Einfacher wäre es für mich,
so eine Top-10-Liste zu lesen,
nachzugucken, was sind die fünf Kernaussagen, die man damit
rausziehen kann, wie sind die verbunden, wie leiten die sich her.
Und dann kann man das mitnehmen.
Aber Ratgeberliteratur
bei Audible, diese ganz
langen Bücher mit Monkey Management,
wie sie den Affen
von ihren Mitarbeitern nicht annehmen
oder verhandeln wie
ein Superprofi.
Irgendeine Art von
Geiselnehmerberater kommt vorbei
und erzählt dir, wie du für die Wirtschaft
Verhandlungstechniken anwenden sollst.
Und es hinkt immer an jeder Stelle,
weil dann bringen sie die Beispiele mit.
Bestellen sie keine Pizza für den Helikopter.
Und der junge Mann hatte dann die Geisel genommen.
Es stellte sich heraus, es war seine
Freundin. Und man
musste bohren. Was war der wirkliche
Grund? Er wollte von ihr akzeptiert
werden. Es ging ihm gar nicht um das Geld.
Er wollte sie auch nicht zurück. Aber er fühlte sich
in seiner Ehre gekränkt.
Und finden sie das heraus? Deswegen
hatte er sie entführt und
eine Bank überfallen. Und du so, okay,
mein Mitarbeiter hat sein Monatsziel nicht erreicht.
Moment.
Auf welcher Seite steht das denn?
Und
das passt halt nicht. Und dann hörst du dir das halt,
diese Audible-Dinger sind ja dann auch,
rühmen sich gerne mit
ungekürzte Lesung. Und du denkst dir,
scheiße, ungekürzte Lesung. Ich muss
siebeneinhalb Stunden
einfach nur lesen oder hören,
was da jetzt gerade los ist, wie
der Geiselnehmer jenes und dieses Ding gemacht hat.
Und klar, du hast halt auch immer mal wieder
die einzelnen Punkte, die du durcheinander rausnehmen kannst.
Zum Beispiel finden sie heraus, was ist eigentlich
die Motivation hinter den Forderungen, die gestellt
wird, bla bla bla. Aber dadurch,
dass du das halt so entrückst
und auch den Kontext nicht mehr kriegst, ist dieses Hören
für mich voll schwierig gewesen. Weil du hast
in der Regel Tage dazwischen.
Ich hör das nicht an einem Tag durch. Also wer siebeneinhalb
Stunden Fachbuch an einem Tag durchhören kann,
hat meinen Respekt.
Und dann fehlt ja halt immer wieder der Bezug.
Was war nochmal Punkt zwei?
Ja, und das ist auch was.
Also wenn es wirklich fachlich und
arbeitsmäßig eingesetzt werden
soll, brauche ich
auch was zu lesen.
Am besten sogar einen Ausdruck.
Also ein Buch oder ein Artikel oder
wenn es das nur als PDF gibt.
Wenn ich Dinge dann wirklich verstehen
und irgendwie anwenden will, drucke ich mir die aus,
weil ich gehöre dann zu den Leuten, die auch
einen Textmarker oder so
Kleberchen da an die Seite machen,
um mir die Dinge hinterher
nochmal zusammenzuholen.
Wahrscheinlich gibt es auch irgendeine bessere
Technik dafür, direkt sich so eine
Buch-Mindmap zu machen
oder so, aber mir fällt
das schwer. Ich merke auch, das ist
ja jetzt auch vorbei, aber wenn ich wirklich
wirklich was lernen will,
muss ich das sogar teilweise mit der Hand
nochmal einmal selber geschrieben haben.
Einmal nochmal
durch den anderen Teil des Hirns rücken,
damit es bis in die Hand reingeht.
Nur hören ist halt nett, um
Einblick zu kriegen, finde ich. Wenn es tiefer
gehen muss, muss ich
selber lesen.
Analog zu den Podcasts sind es dann
Lava-Fachbücher.
Aber ich glaube, das ist genau
die Unterscheidung.
Wir sind ja auch gerade dabei, deswegen habe ich
ja auch Dienstleistung 4.0 gelesen.
Wir sind ja relativ
stark dabei, Dinge gerade auch so auf
Blended Learning Formate
zu stellen. Und ich merke das bei
mir immer wieder, dass ich
so eine Hemmung habe,
alle Lerninhalte komplett
in ein Video
oder so oder in so eine Selbstlerneinheit
via
hören und gucken zu packen,
weil ich selber halt so nicht lerne.
Und deswegen
gibt es auch immer noch irgendwelche Checklisten
und Quizzes und Skripte
und so, weil ich mal
davon ausgehe, dass ich damit nicht alleine bin,
dass man irgendwie nochmal was lesen muss.
Aber nach wie vor diese Idee,
was hören, was sehen,
so für den netten Einstieg
in ein Thema, um überhaupt mal
einen Überblick zu kriegen, finde ich super.
Dann, wenn es ans Eingemachte geht, muss es halt auch
weiter ans Eingemachte gehen.
Das ist sowieso sowas,
wo ich glaube, dass die Leute meinen,
sich das Leben zu leicht machen zu können.
So dieses
ach, dann gucke ich mir
da ein Video zu und dann bin ich da Meister drin.
Und so läuft es aber nicht.
Für die Oberfläche ist das alles ganz wunderbar,
aber das Eingemachte ist das
Eingemachte und da muss man für ackern
in irgendeiner Form.
Du musst mal fliegen. Du kannst halt nicht
einfach zugucken, wie jemand in sein Flugzeug steigt
und hochgeht und drückt drei Knöpfe.
Du musst es mal selber gemacht haben.
Und ich glaube, solange du das nicht gemacht hast,
ist es in jedem Bereich so.
Einfach das Problem, diesen Transfer hinzubekommen,
wenn du was Manuelles machst,
in das Muscle Memory, dass du sagst,
wie knete ich denn den Hebel, wie knete ich denn den Teig?
Ja, aber noch nicht mal nur das.
Also allein das,
wenn ich mir jetzt angucke,
was ich halt im Studium alles so gelernt
habe über Organisation,
über Führung, über Team.
Das war völlig abstrakt und weit weg.
Ja, das hast du halt irgendwie so auswendig
gelernt und hast ja gesagt, ja, aber
in diesem Punkt braucht es
aber eine transformative Führung.
Bla, bla. Ohne überhaupt zu wissen,
was da los ist. Und dann bist du
an Führungskraft und denkst dir,
ja, leck mich fett.
Erstens funktioniert das natürlich niemals
so glatt, wie das Lehrbuch ist, der
irgendwie vorgaukelt. Und zweitens
wäre es einfach so viel
besser gewesen, all diesen Kram,
den man vorher so theoretisch
ins Blaue hinein gelernt hat,
wenn man vorher schon mal
zwei Jahre so hätte arbeiten dürfen,
was aber nicht ging, weil du brauchst ja
so einen Abschluss, um irgendwie an so eine Stelle zu kommen.
Also da beißt die Katze sich in den Schwanz.
Zumindest in meinem Werdegang. Wir hatten
bei uns im Studium natürlich auch schon Leute,
die das so hinterher, die haben irgendwie,
relativ viele haben
irgendwie so eine Ausbildung oder so bei der Bank
gemacht und sind dann
da irgendwie ihre Stufen hochgeklettert
und haben dann nochmal so ein A&O-Studium
dran gepackt. Und bei denen
hast du während des Studiums schon gemerkt,
die begreifen die Dinge irgendwie anders.
Die gehen auch anders mit dem Lernen
um und so. Für die war das halt genau
dieses... Die haben den Praxisbezug da reinbringen können
und abgleichen können. Genau. Und im Studium
fand ich das irgendwie strange. Jetzt im Nachhinein
verstehe ich das natürlich sehr viel besser und denke
ja, eigentlich haben die es besser
gemacht, weil die wussten, wofür mache ich denn
den Kram. Ja, die hatten einen Bezugsrahmen.
Meine... Ich habe ein großes Fable
für generell Berater.
Aber die
Crème de la Crome sind studentische
Unternehmensberatungen,
die ja dann vorbeikommen und
genau dieses Wissen haben, genau mit dem Kontext,
den du gerade beschreibst. Und da ist nichts
falsch bei. Aber es ist halt
völlig... Also es ist so ein bisschen, als hätte man es nach links gerutscht.
Es trifft die Realität
nicht ganz, weil sie die Realität
noch nicht kennen. Sie kennen aber die Theorie des Ganzen
sehr, sehr gut. Und deswegen
habe ich so meine Probleme. Du kannst natürlich wahnsinnig Glück
haben. Du kannst gute studentische Unternehmensberatungen
haben. Die helfen auch was. Da bringt es was.
Aber allein dieses Konzept.
Beide haben etwas davon. Ich bringe
dir was mit, liebes Unternehmen, weil
ich der gute Berater bin. Und ich
habe da was davon, weil ihr mir
ein bisschen Praxis gebt. Da bin ich sehr
skeptisch. Das ist in der
Theorie ein bisschen romantischer, als es dann in der
Praxis ist. Ja, da kommt es natürlich
auch so ein bisschen aufs Thema an,
finde ich. Also manchmal hilft es ja...
Change Management. Ja.
Ich erzähle Ihnen, was Sie tun müssen, wenn Sie
jetzt die Ziele für Ihre gesamte Belegschaft ändern wollen.
Ja. Dankeschön.
Kommunikation ist übrigens schwierig. Achten
Sie darauf. Ach was. Ja.
Absolut. Ich bin
ja ganz bei dir. Manchmal hilft
natürlich ein Blick von außen
auf Dinge. Und wenn da kluge Köpfe kommen,
können die natürlich
auch klug auf Dinge schauen
und helfen. Aber ich bin
ganz bei dir. So aus dem
Studium raus und zu sagen,
ich bin jetzt Organisationsberater,
ist schwer.
Es ist halt Lottospiel.
Es kann echt gut funktionieren, aber
in den meisten Fällen ist es noch ein bisschen...
Ja, vor allem Berufswunschberater
ist auch so
Berater für was?
Ich verstehe die Motivation. Ich verstehe,
dass du jemandem helfen möchtest, dass du sagst, guck mal,
ich sehe in der Welt, da gibt es immer Leute,
die stecken irgendwie fest gedanklich
oder wie auch immer. Und ich möchte
gerne ein Helfer sein. Ich bin der,
der vorbeikommt und als Berater hilft.
Aber genau wie...
Aber wir schweifen völlig ab. Aber genau wie mit Lehrern.
Du kannst halt bestimmte Dinge, wenn du sehr
weit bist in deinem Leben, dann kannst du ganz gut
Leuten helfen. Aber wenn du halt
ganz am Anfang stehst, ist das Potenzial,
aus dem du schöpfen kannst, um da zu helfen,
ja deutlich weniger. Und das weißt du
bei dieser Fachliteratur, wenn wir da jetzt sind.
Wenn du einen Ratgeber kaufst, weißt du,
ob das ein Mariopath ist, weißt du, ob das jemand ist,
der zehn Jahre Lebenserfahrung hat oder gerade
in der Grundschule ist und was geschrieben hat? Weißt du
halt nicht. Du musst so ein bisschen gucken,
was ist eigentlich die Reputation?
Was kannst du eigentlich lesen? Und
da schließe ich meine Frage auch dran an.
Ist eigentlich ein Buch, wir sind ja
2021, ist eigentlich ein Buch ein Garant
dafür, dass da jemand was schreibt, der Ahnung hat?
Oder würde ich das genauso gut auf einer Webseite
finden? Ich kann mir gut vorstellen,
dass das nämlich so ein bisschen kippt.
Also die
Ratgeberliteratur oder die Fachliteratur
muss heutzutage nicht immer
in Buchform stattfinden, auch wenn das immer noch
als erstrebenswert gilt.
Ja und nein.
Also es muss nicht in Buchform
erscheinen in dem Sinne.
Ich bleibe aber dabei, dass Dinge, die ich
wirklich, wirklich ernst nehmen will,
als Fachliteratur
im Sinne von, das ist
etwas, wo sich jemand
weiterbilden soll,
da poche ich
für mich persönlich
auch, wenn wir wieder auf der
Ebene sind, wo es ans Eingemachte geht,
für einen Überblick, meinetwegen,
für einen Überblick, liebe
Studentinnen und Studenten, dürft ihr auch
mal einmal auf Wikipedia gucken,
aber kommt auf gar keinen Fall
auf die Idee,
davon eine Seite zu zitieren.
Das geht gar nicht.
Und das ist halt dieses,
vielleicht ist das bei mir auch noch antiquiertes
Lerndenken, aber es ist nun mal so,
ich nehme Dinge ernst,
die in entsprechenden
Verlagen irgendwie
veröffentlicht wurden.
Das muss jetzt natürlich nicht das Buch
sein, was ich kaufen kann.
Es gibt ja auch durchaus Online-Angebote
von XYZ, aber
Heißt das dann, dass der große Brockhaus
zitierfähig ist, aber Wikipedia nicht?
Um das nochmal ein bisschen zu sticheln.
Im Zweifelsfalle, wenn ich
nach einer Definition suche, dann ja.
Weil der große Brockhaus
ist einem Review-Verfahren
unterlaufen und da
gucken mehr als zwei Leute drauf.
Wikipedia kann ja heute Nacht irgendwer
irgendeinen Scheiß reinschreiben.
Das ist nicht zitierfähig.
Das geht nicht.
Ich versuche die Geek-Seite zu übernehmen.
Auf Wikipedia kannst du ja sehen,
da sind ja mehrere Leute daran beteiligt,
die Seiten jeweils zu schreiben.
Und wenn sich das nicht in den letzten 48 Stunden verändert hat,
sondern es ist seit Wochen da,
kannst ja auch sehen, was hat sich verändert,
ist ja die Wahrscheinlichkeit eigentlich höher,
dass das eine sinnvolle Aussage ist,
als beim Brockhaus, wo du gar nicht weißt, wie der
Review-Prozess ist. Du verlässt dich da drauf.
Du sagst, irgendwie werden die das im Verlag schon geschafft haben.
Und bei der Wikipedia
hast du 20 Autoren, da weißt du, die haben
eine Seite mitgeschrieben und seit einem Jahr wurde die Seite
nicht verändert.
Womöglich ist es richtig, was da steht.
Es gibt Bereiche in diesem Leben,
wo ich nicht auf Schwarmintelligenz setze.
Wenn ich Expertenwissen
haben will, soll das bitte von
Experten gemacht worden sein.
Und bei Wikipedia weiß ich es nicht.
Und ich weiß nicht, wer da drauf
guckt, wer da nicht drauf guckt.
Das ist mir zu dünn.
Wenn es um wissenschaftliches
Arbeiten geht und darum
für Prüfungen, Ausbildung
und sonst was was zu lernen.
Wie gesagt, für Überblick verschaffen und so.
Da bin ich natürlich auch drauf.
Ich bin ja jetzt nicht weltfremd.
Aber wenn es darum geht, dass ich was haben will,
was ich in einer
akademischen Ausbildung oder
Veröffentlichung irgendwie
unterkriegen will, ist das
nicht das Medium dafür.
Sorry.
Vielleicht kommt es noch wieder darauf an,
was man da so macht und
worüber man forscht, wonach man guckt.
Wenn ich jetzt über
Ausleuchtungszusammenhänge
mit Erfolg von YouTube-Videos
in der Zielgruppe von 18-
bis 24-Jährigen gucken möchte,
bin ich natürlich mit dem Brockhaus
extrem schlecht beraten.
Dann muss ich mir das Medium schon so
wählen, dass es meine Fragestellungen beantworten kann.
Wenn ich aber grundlegende
Fragestellungen im Sinne von
Dingen, die halt
auch in aufwendigen
Peer-Review-Prozessen veröffentlicht
und beforscht sind, mir angucke,
dann sollte ich mich doch bitte
auf diese Quellen verlassen.
Ich verstehe, was du meinst. Ich glaube nur,
du hast immer einen Punkt, wo du
nicht genau weißt, was ist da
passiert. Man spricht
quasi einer Autorität zu. Man sagt, der Verlag hat
sicherlich eine Autorität. Die werden sicherlich
wissen, was sie tun.
Und wir kommen jetzt in den Bereich,
wo wir mal so ein bisschen
aus dem Nähkästchen plaudern können. Ich habe
ja mal mit einem Verlagenbuch geschrieben.
Und deswegen
habe ich eine etwas andere
Sichtweise darauf. Vielleicht der
ein oder andere, der
in meinem Bekanntenkreis ist, kennt die Geschichte schon.
Ich erzähle sie trotzdem gerne nochmal.
Vor Ewigkeiten habe ich mal einen Blog geschrieben
und habe da regelmäßig auch über Technik geschrieben.
Und unter anderem habe ich dann
einen Beitrag geschrieben über ein neues
JavaScript-Framework, also
quasi eine Programmiersprache namens Meteor
und habe, weil ich was
über das sogenannte SEO gelernt habe,
über Search Engine Optimization, wie man
also Suchmaschinen dahingehend
optimiert, dass die einen ganz oben aufzeigen.
Habe ich mir gedacht, da muss man auch mal einen fetten
Titel reinmachen. Clickbait kann ich
auch. Und habe den Artikel genannt
The Best Learning Resources
for Meteor.js. Das Beste, was man
sich angucken kann, um Meteor zu lernen.
Dann habe ich einfach Links gesammelt, weil ich
mir gedacht habe, ich würde es auch gerne irgendwann mal lesen.
Ich bin zu faul, das heute zu machen. Ich sammle
einfach mal 15 Links.
Es wurden dann ein bisschen mehr Links. Und irgendwann
kriegte ich eine E-Mail. Da stand drin,
Hallo, ich bin
Acquisition Editor vom
Verlag Manning. Manning ist ein
Computerbuch Verlag, relativ renommierter.
Wir suchen einen Autor
für das Thema Meteor. Hättest du Lust, das zu schreiben?
Und ich habe mir gedacht, ja.
Ich habe jetzt hier einen Artikel,
wo drin steht, ich würde das gerne mal lernen.
Damit kann man das lernen. Und jetzt habe ich hier
ein Angebot auf dem Tisch, dass ich was schreibe dazu.
Habe dann natürlich Ja gesagt, um das mal
auszuprobieren. Habe mir jemanden gesucht, der
sich auch tatsächlich mit der Materie auskennt, damit
ich da nicht ganz nackig stehe.
Und bin dann in diesen ganzen
Buchschreibe-Zyklus
reingeraten. Und das Erste, was mich
da völlig überrascht hat, war, die hatten
mich zwar angeschrieben, haben gesagt, bitte schreib uns ein Buch.
Erste Aufgabe, schreib uns
mal einen Pitch, warum du ein Buch schreiben kannst.
Und ich habe gedacht, Moment.
Ihr habt mich angeschrieben, ich soll das schreiben.
Und jetzt soll ich euch mal auf einer DIN A4-Seite
darlegen, warum das ein gutes Buch ist
und worüber ich das so schreiben möchte.
Habe ich dann gemacht. War auch
eine extrem gute Arbeit letztlich,
weil es dazu geführt hat, auch didaktisch
nochmal drüber nachzudenken. Also was wäre dieses Buch?
Was macht man denn da?
Ich wollte gerade sagen, das ist ja die klassische Einleitung,
die klassische Gliederung und Abstract, was man
einfordert, bevor da einer seine
Qualifikationsarbeiten abgibt.
Das ist ja einerseits,
damit der oder diejenige, der es
hinterher lesen soll, schon mal
sagen kann, so oder so nicht. Aber
natürlich ist es in erster Linie dafür
da, dass sich der, die Schreibende
schon mal besser sortiert
und eingeruft, auch da.
Ich habe ja lange Zeit auch
an der Universität gearbeitet und
dann Abschlussarbeiten betreut.
Und dieses Abstract und
Gliederung schreiben, haben die Studis
halt immer gedacht, das wäre, damit
ich irgendwie da besser
zurechtkomme. Wo ich auch denke, nee,
ich lese deine Arbeit
schon irgendwie, aber das ist für
dich.
In dem Falle ist es noch ein enormes Anlass,
weil sie das Buchprojekt ja auch starten
Also sie waren ja noch gar nicht
entschieden. Sie haben sich zwar gesagt, wir schreiben
potenziell über dieses Meteor.js,
veröffentlichen den Buch, aber es kann auch
sein, dass es sich gar nicht lohnt. Und das muss
ein interessanter
Vorschlag sein, dass wir das auch
machen, dass sich das auch lohnt, dass es jemand kaufen wird.
Letztlich habe ich diesen
Abstract dann geschrieben
und dann stellte sich heraus, das
einzige, was der Verlag gemacht hat,
war einen Editor an die Seite
zu stellen, einen Development Editor,
der eben mit uns gearbeitet hat
und immer mal wieder unsere Entwürfe
gelesen hat und dann gesagt hat, hm, das würde
ich so nicht machen. Wie ist das denn? Das verstehe
ich nicht. Die gesamte Arbeit, also
alles von Vorschreiben, von
Grafiken machen,
Bilder konzeptionieren und auch
Schaubilder machen, das alles lag bei uns.
Wir haben alles selber gemacht. Die einzige
Leistung, die der Verlag da reingebracht hat, war
tatsächlich ein Development Editor, der sich ab und zu mal
diesen Draft durchgelesen hat,
der dann gesagt hat, mach das mal didaktisch
ein bisschen anders. Er hat auch nie gesagt,
so, mach das jetzt auf diese Art und Weise,
sondern hat immer nur gesagt, das ist aber von der Herleitung her
ein bisschen komisch. Das war eine
megagroße Hilfe, weil ohne
das wäre das so ein dümpelndes, komisches
Buch gewesen, der rote Faden wäre
nicht gut. Da habe ich enorm viel
gelernt, aber nichtsdestotrotz
war die meiste Arbeit tatsächlich bei mir.
Der Verlag hat wenig gemacht und die
wussten auch nichts über... Hat der Autor zum Thema
tatsächlich die meiste Arbeit gehabt?
Aber die wussten gar nichts. Ich hätte
jeden Scheiß schreiben können und
wenn du sagst Peer-Review-Verfahren
und ich vertraue dem Verlag...
Verlag ist
ja nicht Peer-Review-Verfahren
per se. Aber wenn
es einmal gedruckt ist, ist ja
die These, dann ist es zitierfähig.
Ja.
Und muss dadurch aber keine bessere
Aussage treffen als Wikipedia. Wikipedia
kann verlässliche und richtigere Angaben haben,
ist aber nicht gedruckt worden.
Ja.
Aber Wikipedia
ist halt
zu
quatschanfällig.
Jetzt mal ganz ehrlich. Jemand, der sich
hinsetzt und ein Buch schreibt über
Meteor oder sonst was und natürlich kann nicht
immer alles Peer-Reviewed sein, gerade
Dinge, die neu sind.
Und es muss ja auch nicht gleich
ein ganzes Buch sein. Jemand, der
einen Artikel zu was schreibt, wo
vielleicht dann auch Leute kommentieren
und so weiter, das ist immer noch was anderes
Ich kenne Menschen,
die mit Absicht Wikipedia-
Artikel verquatschen.
Annalena Baerbock.
Heißt die wirklich Annalena
weiß ich nicht was sowieso
Baerbock abgekürzt ACAB?
Ist das so?
Heißt die wirklich so?
Das habe ich jemals da gelesen.
So, noch Fragen? Also
ich bin ja ganz bei dir,
dass es nicht immer das
Buch sein muss, aber wir sind ja
da.
Ich glaube, was sich hier halt
einfach trennt, ist der Anspruch,
den man haben muss, mache ich was,
um mich selber irgendwie aufzuschlauen
und suche ich mir meine Quellen für mich,
um damit weiterzuarbeiten?
Oder nutze ich Dinge,
um sie zu reproduzieren
und auch wieder bei mir weiter zu
veröffentlichen und offiziell
niedergeschrieben in die Welt zu tragen?
Und ich werde halt,
ich kann da schon gar nicht mehr wirklich sachlich
sein, aber ich glaube,
das ist das Problem,
dass die Leute meinen, sie könnten
arbeiten im
akademischen Rahmen
mit irgendwelchen
Quatschzeitschriften, Wikipedia
und Links auf YouTube
bestreiten.
Es ist ja eine Profession,
die ich da lerne. Ich muss ja verstehen,
was ich da lese. Und natürlich kann
ich auch über einen Wikipedia-Artikel
schreiben, den muss ich aber vernünftig
veröffentlichen. Und wenn ich
Videos veröffentliche, dann
schmeiße ich die Arbeiten
echt in die Ecke.
Zumal das ja relativ simpel ist.
Du kannst bei Wikipedia einfach nach unten scrollen,
da siehst du die Quellen, worauf sie sich beziehen
und dann hast du es.
Eigentlich ist es ja auch nur kompilatorisch,
dass Wikipedia zusammenzieht,
was man irgendwo belegen kann.
Und das, was du ja beschreibst,
ist ja sehr klar nicht schlauer werden,
sondern es ist ja akademischer Umgang
mit Fake News. Und was ist richtig?
Ja, wenn das halt irgendwie
Einzug hält, wie soll ich denn hier
den Kindern noch sagen, du darfst
jetzt aber nicht alles glauben, was da in diesem
Internet steht, wenn plötzlich
das Gang und Gebe ist, damit
irgendwelche Diploma,
Doktortitel oder sonst was zu erreichen.
Also das geht nicht.
So streng muss ich da aber schon mal sein.
Das ist ja jetzt total schwierig.
Die Grundfrage war ja,
wie werde ich eigentlich schlauer?
Ich kann nicht lesen dafür und lesen kann auch
hören sein oder sonst was.
Und dann stellst du auf einmal fest,
du hast ein großes Problem bei der Quellenauswahl,
weil ist es ein Buch von Hans-Georg Maaßen,
der schreibt, dass Deutschland einfach überbevölkert ist
von Asylbewerbern
und du vertraust dem oder du stellst
es eben infrage
oder ist es etwas,
also woran machst du die Autorität fest,
dass dir derjenige hilft, wirklich schlauer zu werden,
dass er dir nicht eine Meinung verkauft?
Ja und das kann ja auch wieder von Person zu Person
Thema zu Thema
unterschiedlich sein.
Wichtig ist halt, dass die Kinder
oder Leute per se lernen,
wo kommen,
also was sind hier meine Quellen
und wie nutze ich die?
Für meine Zwecke kann ich ja dann alles irgendwie
mir heranziehen, wie ich will.
Wichtig ist halt, dass ich begreife,
was ich da tue.
Also auch dieses Bewerten von Quellen,
den Sprung habe ich leider gerade gemacht
in dieser Unterhaltung,
dass es einfach ein Unterschied ist,
ziehe ich mir gerade Sachen zusammen,
wo ich mir einen Überblick machen will
über Themen und hinterher vielleicht
auch eine Runde Klugscheißen will
oder lerne ich gerade,
wie ich vernünftig mit Informationen
und Fachliteratur umgehe?
Das sind zwei Paar Schuhe, schlicht und ergreifend.
Ich glaube, auch das eine kannst du nicht
ohne das andere machen.
Und da sind wir wieder bei dem Punkt,
das ist wie hier letztens, wo wir auch gesagt haben,
wer Tischregeln brechen will,
genau das ist es.
Ich muss einmal begriffen haben,
wie es wirklich läuft und dann kann ich halt
für mich selber bequeme Ausnahmen machen.
Das tun Leute ja auch, das ist ja auch in Ordnung.
Du hast eben schon gesagt,
Schwarmintelligenz ist nicht das, worauf man sich da verlassen kann
an bestimmten Stellen.
Was vermutlich aber in Deutschland
typisch ist, ist, du guckst in den Spiegel
Bestseller rein, Sachbuch, kaufst dir das
und dann wird das schon nicht
so verkehrt sein. Also Damen mit Scham
ist womöglich alles einigermaßen richtig.
Sobald es in etwas politischere Gefilde geht,
wird es, glaube ich, komplizierter.
Ob das dann stimmt oder nicht.
Ist das Auto tot? Hat es eine Zukunft?
Aber politisch
gibt es ja auch
nicht so richtig und falsch,
wie es das jetzt in der
Darmchemie und Mechanik
irgendwie gibt.
Ich habe vergessen, wie die Dame
heißt, die dieses Buch veröffentlicht hat.
Dr. Julia Enders?
Ich weiß es nicht mehr.
Aber da geht es ja um
erforschbare, nachweisbare Dinge.
Und natürlich kann ich auch
Politbücher über die Vergangenheit
schreiben,
die nachweisbar richtig
oder falsche Informationen enthalten.
Irgendeine sowieso
Affäre, die das und das
zur Konsequenz hatte oder so.
Das geht natürlich. Aber die Politbücher,
die ja mitunter jetzt auch in den Spiegel
Bestsellerlisten sind, die sind ja immer
aufs Hier und Jetzt und auf die Zukunft gerichtet.
Das ist ja debatable,
wie es so schön heißt.
Aber ich meine nicht so sehr die politischen Bücher,
mehr so die, die das soziale Miteinander meinen
und auch vielleicht sozialpsychologische Dinge.
Wie du dich als Frau bei den Babos behaupten sollst
zum Beispiel, ist ja auch so eine Sache.
Das kann man ja auch erforschen.
Man kann auch relativ objektiv sagen,
welche Verhaltensweisen klappen, welche klappen nicht.
Und trotzdem kann es sehr politisch sein.
Ja, das stimmt. Aber auch da
achte ich halt schon
irgendwie drauf.
Habe ich ja auch schon gesagt,
das Buch war so zur Hälfte, Hälfte.
So ein paar Sachen.
Man nimmt halt auch
leichter und schneller Informationen auf,
die einem sowieso ins Gehege passen.
Das ist halt so.
Und genauso ist das mit diesem Buch passiert.
Dinge, wo ich eh gedacht habe,
macht Sinn, die habe ich auch ausprobiert
und andere eben nicht.
Es war ja aber auch nicht wichtig.
Deswegen habe ich die einfach zur Seite geschoben
und nicht weiter darüber nachgedacht.
Was das angeht.
Nichtsdestotrotz,
wenn es jetzt was gäbe,
wo es darum geht,
ist das richtig oder falsch,
sollten sich alle Menschen
in Zukunft so und so verhalten
oder müssen wir das und das tun,
damit die Welt ein besserer Ort wird?
Dann möchte ich
Quellen haben und Studien
und Hinweise
darauf,
dass das irgendwie nachweisbar ist.
Es ist halt schwer mit so einem Babubuch
oder sonst irgendwie was,
wenn das nicht vernünftig
erforscht ist.
Wirft für mich so ein bisschen die Frage auf,
warum man eigentlich so ein Fachbuch,
ein schlauer Werdebuch schreibt.
Und wenn du nicht ein Wissenschaftler bist,
der es nicht methodisch macht,
sondern du bist jetzt der Praktiker,
der sitzt jetzt hier in seinem Büro jeden Tag,
arbeitet und schreibt für Dienstleistung 4.0
einen Artikel und sagt,
wie wir das geschafft haben,
dass wir da besser werden.
Und der sagt das vielleicht dann
oder der überkompensiert und macht nicht eine Falschstudie draus,
sondern sagt dann, so geht das.
Das ist meine Wahrnehmung der Realität.
So klappt Change, wenn man in der
öffentlichen Verwaltung unterwegs ist.
So klappt Change, wenn man versucht,
im Big Business was zu ändern.
Das mag ja alles richtig sein
und mag für ihn klappen,
aber trotzdem gibt es ja dann die Frage,
warum schreibt der das?
Wer ist es, der da schreibt und was will er damit bezwecken?
Ich habe gelernt, da so drauf zu gucken
und ich habe das auch gelernt,
gegebenenfalls zu erkennen,
das ist anekdotische Evidenz.
Die kann ich jetzt, weil die mir in den Kram passt
und weil ich eine Übersetzungsmöglichkeit
für mich und meine Realität sehe,
kann ich die für mich aufnehmen.
Wenn mir das
überhaupt nicht in den Kram passt,
werte ich das ab
und nehme es nicht
in mein Repertoire auf
und werde schon einen Grund finden,
warum ich der Meinung bin,
dass das nicht passt.
Im Zweifelsfall wird dann die Quelle abgewertet.
Das ist irgendein Typ,
der macht Quatsch.
So funktioniert es halt.
Was halt wichtig ist,
ist zu wissen,
mit was für einer Quelle
arbeite ich da gerade, wo kommt das her
und auf welchem Level
brauche ich denn gerade Informationen?
Das ist ja auch noch sowas.
Will ich gerade meine komplette Organisation umbauen,
dann möchte ich ja vielleicht
schon ein bisschen
tiefgreifender und
evidenzbasiertere
Informationen haben
als wie erzähle ich lustige Witze.
Oder wie gelingt
die...
Aber ist das nicht bei beiden so?
Bei dem einen will ich von jemandem lesen,
der schon mal mehrere Szenarien
bei Organisationen erlebt hat.
Bei dem anderen, wie schreibe ich lustige Witze,
würde ich aber auch gerne jemanden haben,
der schon mal erfolgreich Witze gemacht hat,
der aber auch schon mal Scheißwitze gemacht hat
und der eben sagen kann,
woran liegt es,
wenn ein Witz schlecht ist oder wenn er gut ist.
Ich würde das gar nicht
so in eine seichte Ecke schieben.
Ich glaube, das kann auch ganz schön schwierig sein.
Das Entscheidende ist ja,
und das ist auch wieder aus der Kinderwelt,
dass das theoretisierte Wissen ein praktisches sein muss.
Wenn ich einen Praktiker habe, der das mal gemacht hat,
der es also nicht ganz akademisiert betrachtet,
und da ist...
Natürlich wirst du schlauer, weil du weißt,
was Mechaniken dahinter sind,
aber das ist auch...
Das ist halt auch,
was ich mit Wirtschaftswissenschaften
als großes Problem als Wissenschaft habe.
Du redest dich immer wieder raus und sagst,
da sind aber noch andere Einflussfaktoren,
die konnte ich gar nicht machen,
deswegen kann ich dir gar nicht vorhersagen,
wie sich das wirklich entwickelt.
Das macht die Sache halt so wahnsinnig schwierig.
Wenn du immer eine Möglichkeit hast,
es zurückzuziehen und immer wieder anders zu argumentieren,
da gebe ich dir recht.
Darum ging es mir aber gerade gar nicht,
mit diesem Witzbeispiel.
Es ging mir eher darum,
auf welche Quellen will ich denn
oder muss ich denn vertrauen?
Und da dann vielleicht das Beispiel
noch mal ein bisschen anders.
Es ist halt was anderes,
ob ich eine große Entscheidung damit treffen will.
Entwickle ich hier gerade ein
wer-weiß-was-Medikament
oder baue ich eine komplette Organisation um
oder sind das
verändernde Entscheidungen,
die ich treffen will
oder jemand anderem anraten will.
Da möchte ich doch hoffen,
dass Leute nach anderer Qualität
von Informationen suchen,
als zum Beispiel
wie schminke ich am besten
ein Smoky-Eye
oder wie öffne ich ein Granatapfel,
ohne mich komplett voll zu sauen.
Letztere beiden,
perfekt für YouTube, Instagram und sonst was geeignet.
Da will ich ja
in diesen Medien gar nichts absprechen.
Aber will ich von da
Informationen haben,
wie ich am besten ein Herz
transplantiere oder jemand anders
oder wie ich
meine Organisation jetzt in drei
Schritten umbaue?
Nee.
Da ist ja auch jede Menge Oversellinger weg.
Wenn ich mir überlege, jemand macht ein
YouTube-Video, so öffnet man am besten
einen Granatapfel.
Kennt der womöglich nicht alle Wege,
der nur den einen und macht ein Video draus?
Es klingt halt besser zu sagen,
so öffnet man am besten einen Granatapfel,
als so könnte man ihn übrigens auch öffnen.
Ich bin mir nicht sicher, ob es noch andere Wege gibt.
Und das ist das Phänomen, was ich glaube ich
auch heutzutage
einordnen würde. So viel
Literatur gibt es.
Niemand auf der ganzen Erde hat den ganzen Kram
gelesen. Selbst in deinem Feld hast du nicht alles gelesen.
Wenn ich mir Produktmanagement angucke,
wo ich unterwegs bin, da fallen mir zwei, drei Namen ein.
Da hat man vielleicht mal ein Buch von Roman Pichler gelesen.
Das war es dann aber auch schon fast.
Es gibt einfach so viel. Und wenn dann jemand
vorbeikommt und sagt, ich habe ein Buch geschrieben, das heißt
so und so, dann kriegt
der erst mal Credibility. Er hat sich lange damit beschäftigt.
Ich habe ein Programmierbuch geschrieben.
Das hat vermutlich niemand gelesen, mit dem ich jemals spreche.
Und alle denken, oh, der
Geek, der kann ja richtig gut programmieren.
Debatable.
Naja, schon besser als der Durchschnitt.
Der Durchschnitt der Programmierer
oder der Durchschnitt der Leute, die
auf der Welt sind.
Da fehlen mir jetzt die Daten zu.
Und vor dem
Hintergrund ist es tatsächlich
so, dass Dinge, die man
liest, um schlauer zu werden, nicht unbedingt
Dinge sind, die geschrieben
worden sind, um andere Leute schlauer zu machen.
Sondern vielleicht sind die auch nur dafür da,
dass man sich hier, wie bei meinem
Kumpel mit der Gehässigkeit, dass man sich einfach mit einem Thema
auseinandersetzt und zufällig konnte man es veröffentlichen.
Oder dass man es einfach für sein Ego
geschrieben hat, dass man sagt, ich will einfach das Buch
in meinem Schrank haben, das kann ich dann als
Mitbringsel bei jedem neuen Unternehmen, bei dem ich
ankomme, einmal als Geschenk geben und
sagen, wissen Sie, wenn Sie Change Management
machen wollen, ich lasse mal mein Buch hier.
Wohlwissend, dass da vermutlich keiner
reingucken wird. Das kann man einfach pokern.
Und in den meisten Fällen wird man damit erfolgreich
sein, weil es einfach zu viel Kram gibt.
Solange es kein Audible Buch gibt davon, was
man mal eben durchhören kann, und selbst das hört keiner.
Wie gesagt, die sieben Stunden, niemand
hört sie doch die ersten 30 Minuten und
darüber hinaus an, sondern es ist einfach
so die Gesamtzusammenfassung. Man weiß,
über das Thema hat er sich beschäftigt.
Und deswegen bleibt die
These, Dinge, die man liest,
um schlauer zu werden, sind nicht immer dafür
gemacht, um einen schlauer zu machen.
Manche sind ja auch einfach nur dafür da, um zu
zeigen, dass man ein toller Hecht ist.
Amen.
Dann machen wir Schluss für heute.
Sagte Kermit der Frosch.
Nein. Dann machen wir Schluss für
heute. Ein abruptes
Ende heute mal. Zehn packen minus neun
packen. Das Einpacken.
Wenn ihr also
während ihr den Podcast gehört habt, irgendwas
ausgepackt hattet, ist jetzt die Zeit zum Einpacken.
Wenn ihr gerade dabei seid,
eine wissenschaftliche Abschlussarbeit zu schreiben,
bitte
seid sorgsam mit euren Quellen.
Guckt bei
Wikipedia ganz unten.
Da stehen sie.
Und ansonsten
werdet immer schlauer auf dieser Welt.
Tschüss. Tschüss.
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